Jun 1, 2022

Ausstellung »Malerei ± Fotografie«

Vernissage:
Freitag, 20.05.2022 at 17:00

Ausstellung: 20.05. – 05.06.2022

Magma Maria
Hafenplatz 1-3
63069 Offenbach

Öffnungszeiten:
Donnerstag – Sonntag, 17:00 – 20:00

Malerei und Fotografie haben einen großen gemeinsamen Nenner. Der nennt sich Bild. Sie haben auch eine unterschiedlich lange Vergangenheit, die sie nach wie vor wechselseitig beeinflusst. Diese könnte Bildgeschichte heißen. Ihr Interesse aneinander ist freundlich höflicher Art. Indifferenz auf hohem Niveau. Wie bei Nachbarn, die immer über den Zaun gucken, wenn der andere nicht da ist, aber sonst höchstens freundlich grüßen. Die Konkurrenz hält sich seit einigen Jahrzehnten in Grenzen, allerdings auch weil jedes Medium mit sich selbst genug zu tun hat. Die Unterschiede, Stärken und Schwächen ihrer jeweiligen Bildpotentiale sind vermeintlich bekannt. Man kann auch noch tief in den Graben zwischen einer technisch bedingten und körperlich veranlassten Bildentstehung schauen. Ist diese Welt bereits einmal oder sogar schon mehrfach komplett abfotografiert worden, nicht nur von oben? Ist der Tank oder das Reservoir des Imaginativen/Unbewussten und Ahnungen mit seinen unwirklichen, aber weltverwandten Bildvokabeln bereits ausgeschöpft?

Bilder entstehen durch eine Apparatur oder direkt durch einen Körper. Beim Foto wird die Entscheidung für das eine oder andere Bild von der Entscheidung des gewählten Bildausschnitts, welche Apparatur bzw. Kamera, und eines Fingerzuckens definiert. Es gibt aber auch die Möglichkeit außerhalb dokumentarischer Bilder, da kommt die Manipulation und Inszenierung ins Spiel, in denen eine ganze Welt vor der Linse gebaut werden kann. Nur als Cyborg können Bilder produziert werden: der Pinsel als Hand-Prothese und die Kamera als das dritte Auge in der Hand. Das gemalte Bild ist letztlich von wenigen Variablen einiger Körpergelenke, den Bildgrenzen, Pinseldruck, Material- und Farbwahl sowie einem umgesetzen und/oder prozessualen Bildmotiv abhängig.Das eine Medium bleibt immer hinter der Grenze seiner Oberfläche, ob als Ausdruck oder Display, wie weggesperrt. Das sogenannte Korn – noch in der analogen – Fotografie war die bescheidene größtmögliche bildhafte Materialisierung im Foto.
Es kommt nie direkt in die Welt, obwohl sie diese so perfekt reproduzieren kann. Malerei kann sich zumindest millimeterweise in den dreidimensionalen Raum vorarbeiten und als physische Oberfläche ein haptisches Gegenüber bilden, wenn man die Bilder denn berühren dürfte. Das Opake und das Stoffliche sind hier keine Alternativen, aber grundverschiedene Prämissen für zwei Bildwelten. Man kann sich etwas wundern, wie wenig Ausstellungen in den letzten Jahren Wesenszüge & Merkmale dieser Künste in unmittelbarer Nachbarschaft als Dialog, Vergleich oder Konfrontation untersucht haben. Wir freuen uns in diesem Sinne über wenig Konkurrenz. Wenn das Fotografische malerisch arbeitet und umgekehrt gehen spezifische hybride Akzente in den letzten Jahren schnell im Schmelztiegel des Digitalen verloren.
Die kleine Ausstellungsreihe ist gedacht als ergebnisoffener Feldversuch mit einer redundanten wie auch inspirierenden Klammer der Grundrechenarten bei dieser medialen Pärchenbildung. Die erste der drei Ausstellungen liefert einen Überblick von ca. 50 jungen künstlerischen Positionen der HfG Offenbach. Die beiden folgenden Ausstellungen werden von den Kuratorinnen Julia Eichler (Assistenzkuratorin / MMK Frankfurt a, M.) und Anne-Marie Beckmann (Direktorin / Deutsche Börse) realisiert.

Fotos von der Ausstellung: Lena Bils