Von Feldwegen und Fischfang – 2016
Fotografie, Inkjet-Print auf Alu-Dibond, verschiedene Größen
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Laura Brichta erzählt in ihren Fotografien Geschichten von Feldwegen und Fischfang, dabei bekommen wir diese gar nicht zu sehen. Gewässer, ein Vorhang, ein Badezimmer und immer wieder Fragmente des menschlichen Körpers; wir sind mit Szenen konfrontiert, die nicht einfach zu dechiffrieren sind. Das Gezeigte offenbart sich nicht auf den ersten Blick.
Genau das ist die Stärke, die Brichtas Werke auszeichnet: Sie lassen sich nicht auf eine einzige Deutung festschreiben, sondern eröffnen Assoziationsspielräume, in denen das persönliche Bilderleben nicht determiniert ist. Die Fotografien stellen mehr Fragen, als dass sie uns Antworten geben. Was passiert hier? Was geschah zuvor? Was folgt als nächstes? Die genau durchdachten Bildkompositionen erzeugen eine ganz eigene Ästhetik. Dadurch konfrontieren Brichtas Bilder uns so deutlich mit ihrer eigenen Künstlichkeit, ihrem Inszeniert-Sein, dass sie sich davon wieder lösen und auf diese Weise zu einem Bestandteil der realen Welt werden.
Was können wir, als Betrachtende, schließlich tun, um uns den Fragen, die die Bilder evozieren, anzunähern – oder sollen sie gar unbeantwortet bleiben? Hier zeigt uns die Künstlerin einen möglichen Weg, der rätselhaften Ikonographie auf die Schliche zu kommen: ihre Fotografien sind Bestandteil einer Serie, deren Zusammenstellung Hinweise darauf gibt, dass es sich um einen Erzählstrang handelt. Jedes Bild trägt einen Titel, der den assoziativen Spaziergang begleitet. Symptomatisch ist dabei die Darstellung der Personen. Wir bekommen keine Porträts, keine Biografien, keine Identitäten, sondern lediglich Ausschnitte gezeigt. Der Mensch ist nicht Zentrum des Bildgeschehens, er dient der Illustration einer Gefühlswelt, sein Körper ist Dekor. Die abstrahierten Körper verlieren ihre Menschlichkeit und verschmelzen mit der Umgebung. Zum wem gehören die Körper im Bad, der unter Wasser getauchte Kopf, die Silhouette hinter dem Vorhang? Auf einmal erscheint das nebensächlich.
Es sind all diese Momente der Irritation und der sich daraus ergebenden Fragen, die Laura Brichtas Fotografien begleiten, jeglichen Stillstand verhindern und individuellen Empfindungen Raum gewähren − der gedankliche Spaziergang kann weitergehen.

Hannah Grimmer